Nachhall #7 im Frau*feld: Musik & Technik
Musica ex Machina: Wieviel Technik braucht Musik?
Dienstag, 26. September 2023 · 19:00 Uhr
Akteur*innen: Christina Bauer (Klangregisseurin) · Gabriela Gordillo (Klangkünstlerin) · Mirela Ivičević (Komponistin) · Elisabeth Schimana (Komponistin, Kulturarbeiterin) · Christine Schörkhuber (Medien- und Klangkünstlerin, Videomacherin, Kuratorin) · Liesl Ujvary (Texte, Bilder, Musik)
Nachhall im FRAU*FELD – Diskurs im echoraum
vierteilige Veranstaltungsreihe 2023
Mit der Möglichkeit, vier Termine der Veranstaltungsreihe Nachhall – Diskurs im echoraum zu gestalten, entstand die Idee sich eine Neuinterpretation eines Diskursformats aus dem 17. Jahrhundert zu eigen zu machen. Das Prinzip der sogenannten Akademie ist leicht erklärt: eine vorab definierte Frage, bspw. „Was ist besser: Glück oder Verdienst?“, soll über den Verlauf der jeweiligen Veranstaltung von vier Redner*innen in einem kurzen Beitrag beantwortet und am Ende von einer fünften Conclusio-Redner*in resümiert werden, zwischen den Reden wird Musik und Kunst vorgetragen bzw. sollen alle Redner*innen die Möglichkeit bekommen musikalisch oder künstlerisch Stellung zu beziehen. Ziel ist es nicht zuletzt Frauen*, die sich vor allem der progressiven Improvisation und Komposition verschrieben haben, um einen sowohl diskursiven als auch musikalischen Beitrag zu bitten, Expert*innen einzuladen, die viel Erfahrungen mit sich bringen und verschiedene Akteur*innen aufeinandertreffen zu lassen, die zuvor womöglich noch keine Berührungspunkte hatten; es sollen Blicke geschärft und idealerweise neue Denkweisen und Zugänge angeregt und erschlossen werden.
Dass Frauen* und Mädchen* grundsätzlich im öffentlichen Leben weniger zu Wort kommen und ihnen häufig auch weniger Gehör geschenkt wird, ihren Meinungen weniger Respekt gezollt und Spielraum gelassen, geschweige denn Zuspruch gegeben wird, ist soweit nichts Neues. FRAU*FELD möchte sich darum das schöne Prinzip des bedachten Fragens und Zuhörens der barocken Akademie zu eigen machen, um vielfältigen Perspektiven und Meinungen, im näheren und weiteren Umfeld musikschaffender Frauen* nachal(l)tig, hör- und sichtbar zu machen.
Grundlage der Idee eine adaptierte Version der Akademie vor ein zeitgenössisches Publikum zu bringen, sind die Forschungsergebnisse von Susanne Abed-Navandi, die in ihrer Dissertation unter anderem eine dieser überlieferten, ausschließlich von Frauen abgehaltenen Akademien editiert hat. Eine Akademie zu veranstalten, war in der höfischen Gesellschaft des 17. und beginnenden 18. Jahrhunderts ein beliebter Zeitvertreib. „Eine Frage, mehrere Redebeiträge, künstlerische Beiträge und eine Entscheidungsfindung oder Conclusio am Ende der Veranstaltung waren die wesentlichen Werkzeuge für den Aufbau einer Akademie. Im Rahmen einer abendfüllenden Performance trafen einander Redner*innen und Künstler*innen mit dem Ziel, zu einem gewählten Thema Neues entstehen zu lassen und Erkenntnisse zu gewinnen.“ (Abed-Navandi)
Darauf aufbauend will Frau*feld anhand der Themen Musik&Macht, Musik&Stille, Musik&Technik, Musik&Geschichte musikschaffende Frauen*, Kollektive, Initiativen, Expert*innen etc. mit ihren jeweils verschiedenen disziplinären Ansätzen und Zugängen aus den unterschiedlichsten künstlerischen Genres zusammenbringen, um sowohl einem interessierten Publikum als auch allen teilnehmenden Personen möglichst weitgestreute, vielfältige, mitunter entgegengesetzte Sichtweisen anzubieten und zu einem spannenden, informativen, lustigen, berührenden, inspirierenden, aufregenden, affirmativen Diskurskonzertreigen einladen.
Christina Bauer (*1970 in Melk a.Donau) ist als freiberufliche Klangregisseurin vorwiegend im Bereich der Neuen
und Experimentellen Musik tätig. http://christinabauer.org/
Gabriela Gordillo is a media artist born in Mexico City and based in Austria since 2015. She works with performance and sound art with a transdisciplinary and procedural approach. Her research revolves around the topics of time,
dialogue and displacement. http://gabrielagordillo.net
Im Mittelpunkt Mirela Ivičevićs Arbeit steht das subversive Potenzial des Klangs. Den wesentlichen Teil ihres Schaffens bilden Werke, die die klanglichen, medialen und anderen (Neben-)Produkte des Alltags neu kontextualisieren. 1980 in Split geboren, studierte sie Komposition und Musiktheorie an der Musikakademie Zagreb bei Željko Brkanović, Medienkomposition und angewandte Musik bei Klaus-Peter Sattler in Wien sowie Komposition bei Beat Furrer in Graz. Von 2010 bis 2017 arbeitete sie als Co-Kuratorin und Produzentin des Festivals Dani Nove Glazbe Split. Sie ist eine der MitbegründerInnen des Black Page Orchestra, einem Wiener Ensemble für radikale und kompromisslose Musik unserer Zeit. Sie erhielt u.a. das Staatsstipendium des Österreichischen Bundeskanzleramtes, den Josip-Štolcer-Slavenski-Preis für das Musiktheater PLANET 8, Erste Bank Kompositionspreis (2019), sowie den Komponis_Innenen-Förderpreis der Ernst von Siemens-Musikstiftung. In 2019 war Sie als Stipendiatin Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD.
Sie lebt und arbeitet in Wien. cargocollective.com/mirelaivicevic
Die Musikerin und Komponistin Elisabeth Schimana ist seit den 1980er Jahren als eine der österreichischen Pionierinnen der elektronischen Musik mit Projekten präsent, die sich durch einen radikalen Ansatz und eine ebensolche Ästhetik auszeichnen. Nach einer Gesangsausbildung absolviert sie Studien in Komposition, Computermusik, Musikwissenschaft und Völkerkunde, befasst sich in Moskau intensiv mit dem Theremin und in Wien mit dem Max Brand Synthesizer. Sie kreiert zahlreiche Radioarbeiten in Kooperation mit dem ORF-Kunstradio sowie Klanginstallationen, interdisziplinäre und performative Projekte und konzipiert Versuchsanordnungen im sozialen Feld sowie solche, die neue Wege musikalischer Interaktion im Internet erproben. Ihr forschender Zugang hat auch die Gründung des „IMA Institut für Medienarchäologie“ zur Folge, das sich seit 2005 den akustischen Medien an der Schnittstelle analog/digital, sowie dem Thema Frauen, Kunst und Technologie widmet. Schimanas mehrfach ausgezeichnete und international rezipierte Arbeit steht im Spannungsfeld von Komposition und freiem Spiel, nicht zu trennen von ihr als live Agierender, bezieht sich auf historische Positionen, verweigert sich aber jeglicher Vereinnahmung und besticht, eindringlich und reduziert, mit hoher Intensität. (Milena Meller)
Christine Schörkhuber studierte an der Akademie der bildenden Künste, Wien, und ist als Medien- und Klangkünstlerin tätig.
Sie arbeitet primär mit Elektronik und Rauminstallation, Objekt und Komposition und beschäftigt sich mit der Dynamik von Beziehungen und Ordnungssystemen auf sozialer, physikalischer und technologischer Ebene. zahlreiche Ausstellungsbeteiligungen in nationalem und internationalem Zusammenhang, New Austrian Sound of Music Stipendium des BMEIA,2014/15; Medienkunstpreis des Landes Niederösterreich 2019, SKE Publicity Award 2021, Mitbegründerin und Kuratorin des Klangkunstfestivals Klangmanifeste und der non-proprietären Streamingplattform echoraeume, Vorstand des Vereins Symposion Lindabrunn.
Liesl Ujvary, geboren am 10. Oktober 1939 in Pressburg/Slowakei. 1945 nach Österreich, Kindheit in Niederösterreich und Tirol. Studium in Wien und Zürich (Slavistik, althebräische Literatur, Kunstgeschichte). Mehrere Moskauaufenthalte. Dissertation über Ilja Ehrenburgs „Julio Jurenito“. 1968 Dr.phil. der Universität Zürich. 1969/70 Lehrauftrag für russische Sprache und Literatur an der Sophia University (Jesuitenuniversität) in Tokio. 1970/71 einjähriger Fortbildungskurs für Russischlehrer an der Patrice Lumumba Universität in Moskau.
Seit 1971 als Schriftstellerin in Wien. Poesie, Prosa, Hörspiele, Fotos, Musik. Künstliche Intelligenz, Computerkunst.
Arbeiten fürs Kunstradio / ORF. Übersetzungen Russisch-Deutsch. Diverse Preise und Stipendien.