Nachhall #10 im Frau*feld: Musik und Zufall
Zufall oder Einfall?
Dienstag, 4. Juni 2024 · 19:00 Uhr
Nachhall im FRAU*FELD – Diskurs im echoraum
vierteilige Veranstaltungsreihe 2024
Mit der Möglichkeit, vier Termine der Veranstaltungsreihe Nachhall – Diskurs im echoraum zu gestalten, entstand die Idee sich eine Neuinterpretation eines Diskursformats aus dem 17. Jahrhundert zu eigen zu machen. Das Prinzip der sogenannten Akademie ist leicht erklärt: eine vorab definierte Frage, bspw. „Was ist besser: Glück oder Verdienst?“, soll über den Verlauf der jeweiligen Veranstaltung von vier Redner*innen in einem kurzen Beitrag beantwortet und am Ende von einer fünften Conclusio-Redner*in resümiert werden, zwischen den Reden wird Musik und Kunst vorgetragen bzw. sollen alle Redner*innen die Möglichkeit bekommen musikalisch oder künstlerisch Stellung zu beziehen. Ziel ist es nicht zuletzt Frauen*, die sich vor allem der progressiven Improvisation und Komposition verschrieben haben, um einen sowohl diskursiven als auch musikalischen Beitrag zu bitten, Expert*innen einzuladen, die viel Erfahrungen mit sich bringen und verschiedene Akteur*innen aufeinandertreffen zu lassen, die zuvor womöglich noch keine Berührungspunkte hatten; es sollen Blicke geschärft und idealerweise neue Denkweisen und Zugänge angeregt und erschlossen werden.
Elisabeth Flunger ist Schlagzeugerin, Komponistin, Performerin und Klangkünstlerin und lebt in Wien. Sie arbeitet als Solistin und in Zusammenarbeit mit improvisierenden Musiker:innen und mit Ensembles für zeitgenössische Musik. Sie wirkt bei Theater- und Tanzproduktionen mit und gibt Improvisations- und Kompositionsworkshops für Kinder und Erwachsene. Sie konzipiert außerdem orts- und themenspezifische Performances und Installationen wie die musikalische Murmelbahn und die Tinnitus-Szenen.
Ihr Lieblingsinstrument ist eine Ansammlung von Metallobjekten, die sie als Musikinstrument und in Installationen und Performances verwendet. Für dieses Instrumentarium hat sie eigene Spieltechniken entwickelt. Legen, häufen, auftürmen, aneinander lehnen, zum Einsturz bringen, schaukeln, rütteln, schieben, ziehen, rollen, werfen, fallen lassen, ordnen, verteilen, drücken, quetschen, verbiegen, schlagen, klopfen, umrühren, reiben, drüberfahren, hin- und herpendeln, schreiben.
Den Manipulationen setzt der Schrott seine Widerspenstigkeit entgegen. Der Zufall, die Schwerkraft, die Trägheit des Materials führen zu unkontrollierbaren Vorfällen: die Objekte klappern, wackeln, verrutschen, stoßen zusammen, fallen und stören oder bereichern den musikalischen Ablauf durch überraschende Geräusche. Elisabeth Flunger hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Zwischenfälle spielerisch zu nutzen, sie zu provozieren, zu begünstigen oder zu bekämpfen.
In ihrem Vortrag setzt sie den Zufall in Relation zu improvisierter und komponierter Musik, zum Leben, dem Universum und dem ganzen Rest. Das Publikum bestimmt den Verlauf des Vortrags. Es wählt aus Begriffspaaren, in denen Wörter wie Risiko und Kontrolle, Arbeit, Wiederholung, Unterhaltung, Chaos, Erwartung, Sicherheit und Realität vorkommen und entscheidet über den Weg durch ein Labyrinth von Themen, Erzählungen und Musikstücken.
Susanna Gartmayer studierte Malerei und Druckgrafik und arbeitet seit Anfang der 2000er Jahre als Bassklarinettistin und Komponistin in diversen Feldern der Experimentalmusik.
Sie ist Mitglied, als auch Gründerin, zahlreicher Ensembles für improvisierte und organisierte Musik.
Ihr besonderes Interesse gilt den vielstimmigen Klangmöglichkeiten der tiefen Klarinetten, offenen Kompositionsformen, multiideomatischer Improvisation sowie Theorie und Praxis gemeinschaftlicher Arbeitsprozesse.
Seit 2015 organisiert sie, gemeinsam mit Thomas Berghammer und Didi Kern, die Monday Improvisers Session, ein Treffpunkt für Improvisator:innen aus Wien und aller Welt.
Aktuelle Projekte (Auswahl): The Vegetable Orchestra, möström, Black Burst Sound Generator, GBK, McPhee Quartett, So Sner, Anthropods, Aljamosuthovi Kurzmann/Gartmayer, AOUIE – Acoustic Solos for Bass Clarinet and Room, The Klingt Collective, Lupe, …
Auftritte bei Konfrontationen Nickelsdorf, Museum of Modern Art Indianapolis, Unlimited Wels, Avant Art Festival Wroclav, Festiwal Musikofilia Torun, Kaleidophon Ulrichsberg, Huddersfield Festival, Hongkong City Hall, Meakusma, Musikprotokoll, Wien Modern, Jazzfestival Saalfelden u.v.a.
Marta Navaridas (*San Sebastián, Basque Country) started training Classical Ballet and Shotokan Karate at the age of 4. She holds a Master’s Degree in Translation and Interpreting at the UPF Barcelona and a Bachelor in Choreography at AHK Arnhem in Holland. She also guest-studied and trained at the Mime Department of HKA Amsterdam. Since 2008 she has been creating text-based choreographies together with Alex Deutinger. Selected works: Octopus, Your Majesties, Emancipation of Wonder, Queen of Hearts, Pontifex, I Would Like to Be a Better Person. Since 2015 she also produces own performative works such as The Battle (2015), I Swear (2017), Onírica (2019), Stomach (2021) Manifestations (2024). She was apap – network artist 2016-2020, Swedish Dancenet Artist 2014, Aerowaves Priority Artist 2013 and won the BestOFF-Styria Prize 2010 for her choreography Your Majesties. Her works shuffle texts, live music and gesture in unpredictable ways, questioning social formats as well as habits of perception. Based in Graz, Austria and touring internationally, she presents her work in performing venues, as well as at galleries and museums.
Kathrin Stumreich arbeitet an der Schnittstelle Neuer Medien, Technologie, Sound Art und Bildender Kunst. In ihrer Arbeit untersucht und decodiert sie verborgene in Technologien eingelassene Macht- und Kontrollmechanismen, häufig indem sie technische Parameter und Regelsysteme in Sound und Bewegung übersetzt. Wiederkehrende Themen in ihrem Werk sind Zufall, Chaos und Entropie in ihrer materiellen, sozialen sowie politischen Dimension.
kathrinstumreich.com, csui.org