shut up and listen! 2023: ˈkaːɔs
Transdisziplinäres Festival für Musik und Klangkunst
Do, 12. Oktober bis Sa, 14. Oktober 2023, jeweils 19:00 Uhr
Die achtzehnte Festivalausgabe von shut up and listen! inkludiert einundzwanzig konzertante bzw. performative Beiträge, darunter zahlreiche Uraufführungen, sowie Ausstellungsbeiträge und installative Klangkunst. Angesichts instabiler politischer Verhältnisse und ungewisser Zukunftsszenarien widmet sich das diesjährige Festival dem Themenfeld Chaos, sowohl in seiner ursprünglichen Bedeutung von χάος als ‚der weite leere Raum‘, ‚Lücke‘, oder ‚Abgrund‘ als auch im Sinne heutiger Bedeutungszuschreibungen wie ‚fehlende Ordnung‘, ‚Wirrwarr‘ oder ‚Durcheinander‘. Chaos trägt gleichermaßen negative und positive Konnotationen in sich und kann auch als Chance für gesellschaftliche Umorientierungen und kreativen Neubeginn betrachtet werden. Die Auseinandersetzung mit dem Zusammenwirken dieser Bedeutungsfelder erfolgt in Konzerten, partizipativen und grenzüberschreitenden Performances sowie mit intermedialen Installationen, Medienkunst und diskursiven Formaten wie Künstlergesprächen und einem Hörraum. Wie im letzten Jahr wird sual! 2023 als ‚Hybrid-Festival‘ sowohl via Streaming als auch im bewährten Format des kollektiven Erlebens vor Ort präsentiert. Streaming-Website: https://echoraeume.klingt.org (12. bis 14. 10., Beginn jeweils um 20:00 CET).
Die Konzept- und Projektkünstlerin Gertrude Moser-Wagner zeigt eine ortsspezifische Neufassung ihrer Installation Black Holes. Der Klangkunstpionier Erwin Stache ist mit seiner interaktiven Klangskulptur 24,9 Kilo Ohm vertreten, in welcher durch Berührung respektive Änderung des Hautwiderstandes Klänge erzeugt und manipuliert werden können. Vor den Aufführungen sowie in den Pausen sind des Weiteren installative Klangkunstwerke von Christopher Delaurenti und Bernhard Gál zu erleben.
Zu Beginn des ersten Festivalabends präsentiert das junge Wiener ensemble N Werke von Clara Iannotta, Daniela Terranova und Iannis Xenakis sowie eine Uraufführung von Nava Hemyari für Klarinette, Violoncello und Klavier. Danach lädt Maria Gstättner das p. t. Publikum mit Hörübungen von Pauline Oliveros und R. Murray Schafer zu selbstreflexiver Interaktion und Partizipation ein. In PINK VOID werden Kurzbeiträge sowie eine kollektive Arbeit von Aleksandra Bajde, Isabella Forciniti, Margarethe Maierhofer-Lischka und Pia Palme präsentiert.
Anknüpfend an einen Ausschnitt aus Delia Derbyshires wegweisenden Werkzyklus The Dreams von 1964 stehen performative, grenzüberschreitende Präsentationen emanzipierter Künstlerinnen im Zentrum des zweiten Tages. Belma Bešlić-Gál stellt in der Lecture-Performance Lacus temporis ihre Vision eines außerirdischen Konzerts vor, mit all seinen spieltechnischen, musikpsychologischen und formalen Implikationen. Das Koartikulationskollektiv onophon präsentiert mit Einzelpaare Ausschnitte aus ihrem neuen Programm. In der transdisziplinären Performance Chimeric Chimes von Patrizia Ruthensteiner wird ein skulpturales und Klänge generierendes Kostüm durch Bewegungsimpulse der Tänzerin Cat Jimenez in Schwingung versetzt und bespielt.
Tag 3 beginnt bereits spätnachmittags mit einem Hörraum, der dem deutschen Elektronikmusiker Bernhard Günter gewidmet ist, welcher ab den 1990er Jahren mit Kompositionen wie Time, Dreaming Itself maßgebliche Impulse für die Entwicklung des Genres lowercase sound setzte. Der amerikanische Klangkünstler und Hardware Hacking-Pionier Nicolas Collins reflektiert in einem Artist Talk seinen künstlerischen Weg von minimalistischen Wurzeln hin zur künstlerischen Auseinandersetzung mit unvorhersehbaren, chaotischen Systemen, und stellt dieses auch in einer Solo-Performance unter Beweis. Mit Beiträgen von Kevin Blackistone & Ksenia Bakhtina, Michael Kramer & Thomas Geissl, Gundega Graudina sowie Christoph Kirmaier stellen sich Studierende des Master Studiengangs ‚Postdigital Lutherie‘ der Kunstuniversität Linz respektive der Anton Bruckner Privatuniversität vor. Zum Abschluss von shut up and listen! 2023 präsentiert das Performance-Kollektiv Ausländer die Freak Show, in welcher die gesellschaftliche Realität Wiens für Menschen ohne österreichischen Pass auf humorvolle, groteske und parodistische Weise thematisiert wird.
Im Übrigen sind wir der Ansicht: Let’s shut up and listen!
Bernhard Gál, Künstlerische Leitung
Programm
Donnerstag, 12. Oktober 2023
19:00 Präsentation der Ausstellungsbeiträge:
Gertrude Moser-Wagner: Black Holes (Installation)
Erwin Stache: 24,9 Kilo Ohm (Interaktive Klangskulptur)
Bernhard Gál: bee bee (Klanginstallation)
Christopher Delaurenti: Favorite Intermissions (Klanginstallation)
20:00 Nava Hemyari: Fabrics: 1. Faille 2. Moiré 3. Brocatelle – für Klarinette, Violoncello und Klavier (UA)
Clara Iannotta: The people here go mad. They blame the wind – für Klarinette, Violoncello und Klavier
Daniela Terranova: flowers endlessly open – für Klarinette, Violoncello und Klavier
Iannis Xenakis: Charisma – für Klarinette und Violoncello
mit: ensemble N: Teresa Doblinger (Klarinette) · Luca Lavuri (Klavier) · Irini Liu (Violoncello) · Afamia Al-Dayaa (Elektronik)
20:45 Pauline Oliveiros/R. Murray Schafer: RELISTEN – Partizipative Performances und Hörübungen
mit: Maria Gstättner (Realisation)
21:20 PINK VOID – Vier Positionen/Kollektive Improvisation
mit: Aleksandra Bajde (Gesang) · Isabella Forciniti (Elektronik) · Margarethe Maierhofer-Lischka (Kontrabass) · Pia Palme (Bassblockflöte, Elektronik)
Freitag, 13. Oktober 2023
20:00 Delia Derbyshire: Falling (aus: The Dreams, 1964; Klangprojektion)
Belma Bešlić-Gál: Lacus temporis. Komposition und Aufführungspraxis in der Schwerelosigkeit (Lecture-Performance; UA)
mit: Belma Bešlić-Gál (Klavier, audiovisuelle Projektion) · Lisa Horvath (Bühne)
20:40 onophon: Einzelpaare – Koartikulationsperformance I Sprachlabor
mit Werner Nowacek | Rainer Deutner
21:30 Patrizia Ruthensteiner: Chimeric Chimes I – Rocaille (Elektroakustische Sound-Performance/Medienkunst)
mit: Cat Jimenez (Performance, Choreografie) · Patrizia Ruthensteiner (Konzept, Komposition, Objekte,
Choreografie)
Samstag, 14. Oktober 2023
17:00 Hörraum #16: Bernhard Günter: Time, Dreaming Itself (Klangprojektion & Diskurs)
Präsentation: Bernhard Gál
19:00 Nicolas Collins: Silicon Luthery & Group Hacking (Artist Talk)
20:00 NEWS FROM LINZ (Klangprojektionen)
Werke von Studierenden des Master Studiengangs „Postdigital Lutherie“, der seit 2021 an der
Kunstuniversität Linz (Tangible Music Lab) in Zusammenarbeit mit der Anton Bruckner Privatuniversität
(Institut für Komposition, Dirigieren und Computermusik) angeboten wird.
mit: Kevin Blackistone & Ksenia Bakhtina · Michael Kramer & Thomas Geissl · Gundega Graudina ·
Christoph Kirmaier · Koordination: Martin Kaltenbrunner & Volkmar Klien
20:30 Nicolas Collins: Roll, Pitch & Yaw (Solo Performance)
21:20 Ausländer: Freak Show (Music Performance)
mit: Kasho Chualan · Marko Marković · Brian Lawlor · Oscar Cueto
Festival-Website: http://www.sp-ce.net/sual
Streaming-Website: https://echoraeume.klingt.org (Beginn jeweils 20:00)
Eintritt: 12.–14.10.: 10,– Euro/7,– Euro I Alle drei Tage: 24,– Euro/18,– Euro | Hörraum: 14.10.: freie Spende.
Ausstellungsbeiträge zu besichtigen an Veranstaltungstagen ab 1 Stunde vor Veranstaltungsbeginn.
In Kooperation mit sp ce – Verein zur Förderung von Kunst und Transdisziplinarität · www.sp-ce.net
Künstlerische Leitung: Bernhard Gál
Co-Kuratorin: Belma Bešlić-Gál
Kooperationen: Anton Bruckner Privatuniversität, Institut für Komposition, Dirigieren und Computermusik · Kunstuniversität Linz, Masterstudium Postdigital Lutherie · Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien, Lehrgang für Elektroakustische und Experimentelle Musik
Unterstützung: BMKÖS, MA7, SKE